Ein Pferd trabt durch den Morgen
Rhein-Zeitung: Kultur, 26. Juni 1978, Josef Hilgers
Vom Brunnen fiel die Hülle
Würdige Feier für den Moseldichter Stefan Andres
In Schweich bei Trier wurde ein Gedenkbrunnen für den Schriftsteller Stefan Andres eröffnet. In unmittelbarer Nähe eines Schulzentrums, das auch Andres‘ Namen trägt, hat der Bildhauer Hanns Scherl eine Brunnenanlage von hoher künstlerischer Qualität geschaffen…
Besondere Bedeutung verdient die Uraufführung zweier Vertonungen von Andres- Gedichten: „Der Morgen“, „Und zuletzt“. Der Trierer Komponist Heinz Heckmann, kürzlich ausgezeichnet mit dem Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz, stellt hier zwei Werke expressiver Aussagekraft für gemischten Chor, Bariton und 12 Bläser vor. Heckmann interpretiert Text und Inhalt der Gedichte, wobei er sich einerseits Andres‘ Wort unterordnet, andererseits aber zu eigenständiger musikalischer Deutung gelangt. Diatonische Stimmführung und tonale Akkordbildungen führen nahtlos zu polytonalen Klängen. Cluster-Bildungen von höchster Intensität bestimmen die Werke ebenso wie diffizile und doch dem Hörer unmittelbar anrührende Rhythmen. Bläser des Städtischen Orchesters  der Stadt Trier, Andreas Näck (Bremerhaven), Bariton, und der Trierer Kammerchor unter der Leitung von M. May boten eine gültige Interpretation, wobei der Chor sich durch gute Deklamation, sichere Tongebung und dynamische Ausgewogenheit auszeichnete. Der Solist bot mit seinem wohlklingenden Bariton auch bei schwierigen Passagen eine intelligente Deutung, während der Orchesterpart – weit mehr als begleitend, sondern zusätzlich Inhalt interpretierend – bei routinierten Bläsern in besten Händen war.