Ave Maria-Motette

Aus dem Programmheft zur Uraufführung des Konzerts der „Mädchenkantorei am
Freiburger Münster“, Leiterin: Martina van Lengerich
„Ave Maria“, Motette für sechsstimmigen Mädchenchor und Orgel
Das Ave Maria von Heinz Heckmann entstand im Jahr 2008. Es erklingt im sechsstimmigen Chorsatz mit Orgelbegleitung und ist symmetrisch angelegt: A-B-C-C‘-B‘-A‘-Coda. Es wird aus sich aus aufschichtenden Clustern (Klangtrauben) entwickelt, beginnend mit einem dreimaligen „Ave“. Im Abschnitt, bei „benedicta tu“ entfaltet sich eine romantische Melodie im zunächst homophon Satz. Bei dem Wort „Jesus“ wandert das Motiv durch einzelne Stimmen. Der zweiteilige, zentrale Abschnitt C, beginnend bei „Sancta Maria“, ist geprägt von akkordischen Rückungen in synkopischem Rhythmus, die durch die Außenstimmen, kanonisch geführt, gewissermaßen „umspielt“ werden, wobei sich der vierstimmige Hauptchor mit den Außenstimmen komplemenntär, in der Bewegung abwechselt. Dies wird bei der Textstelle „Jetzt und in der Stunde unseres Todes“ (C‘) in etwas anderer Aufteilung übernommen; hier kommt jedoch die Bewegung zur Ruhe und die Dynamik wird zurück genommen. Das erneute „Sancta Maria“ greift auf den Beginn (A und B) zurück und ein „leuchtendes“ Amen beschließt die Komposition. Das Werk überzeugt durch das Ausloten der Stimmen in ihrem ganzen Umfang sowie eine große Eindringlichkeit.

Badische Zeitung, 14. Dezember 2009, Johannes Adam
Zarte Klänge leuchten aus der Höhe
Freiburg: Die Mädchenkantorei am Münster mit Marianischem
Welch herrlicher Klang! Zunächst Cluster, geschichtete Töne, Tontrauben. Organisch weitet
sich der Satz zum Stilpluralismus, zu einer Art Polystilistik im besten Wortsinn. Selbst feine Melodik hat hier (zum Glück!) noch nicht ausgedient. Ein Spiel mit Dissonanz und – lustvoll angestrebter – Konsonanz. Heinz Heckmanns Motette „Ave Maria“, die jetzt in Freiburg
uraufgeführt wurde, ist symmetrisch gestaltet. Das 2008 entstandene Opus des 1932 geborenen Trierer Komponisten, der einst beim Hindemith-Schüler Heinrich Konietzny in Saarbrücken studierte, beschäftigt einen sechsstimmigen Chor und Orgel. Der im Breisgau bislang kaum diskutierte Heckmann (dem wir ein „Requiem Caniceanum“ verdanken) zeigt,
dass er beseelte Musik zu schreiben vermag, die wirklich klingt. Bei ihm könnten sendungsbewusste, aber leider nicht selten knochentrockene, kopflastige Musica-nova-Autoren lernen, wie man auch mit neuer Tonkunst die Gunst des Hörers gewinnt. Heckmanns erstklassiges Werk lebt aus sich selbst heraus, Romantisches inklusive. Kurz vor Schluss gibt es sogar das, was man Sixte ajoutée nennt: jenen – sich hier elegant auflösenden – Dreiklang
mit hinzugefügter großer Sext. Gewidmet ist die Novität dem Abt der (immer einen Besuch werten) Zisterzienserabtei Himmerod in der Eifel. Von Martina van Lengerichs Mädchenkantorei am Freiburger Münster wurde dieses „Ave Maria“ jetzt durchweg mustergültig dargeboten. Ein serafischer, von der Orgel (kundig und sensibel: Roman Laub) mit wohliger Grundstimmigkeit gestützter Sound strömte von der fernen Empore ins Schiff der Herz-Jesu-Kirche. Zarte Klänge, die aus der Höhe leuchten. Aus einer Distanz, die aufs Konto der Textverständlichkeit ging.